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Der 6. IPCC-Bericht 2022, Teil 3

Mit der Veröffentlichung des 3.Teiles am 4.April liegt nun der aktuelle IPCC-Bericht in Gänze vor, obwohl für September noch eine Zusammenfassung in verkürzter Version geplant ist. Der erste Teil des IPCC-Berichtes befasst sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Ursachen der Klimaveränderung, im zweiten Teil sind die Auswirkungen und Folgen der Klimaveränderung beschrieben und erläutert, und nun im dritten Teil wird das Spektrum von Möglichkeiten und Maßnahmen vorgestellt, mit denen die menschheitsgemachte Klimaveränderung gebremst und gestoppt werden kann. Es ist wohl angesichts der schon weltweit dramatischen Klimakatastrophen der wichtigste Teilbericht. Weltweit ist die Emission von Treibhausgasen nach einer Delle zu Beginn der Coronapandemie wieder angestiegen. Das große Ziel, die globale Erwärmung auf 1.5°C zu begrenzen, ist außer Reichweite geraten. In einer Videobotschaft zu dem vorliegenden Teilbericht war das Urteil des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres auch unmissverständlich und hart: „ Es ist ein Dokument der Schande, ein Katalog der leeren Versprechungen, die die Weichen klar in Richtung einer unbewohnbaren Erde stellen.“ . Das sagte Guterres mit Blick auf Regierungen und Firmen,die für hohe Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind. Die wahren gefährlichen Täter seien nicht die Klimaaktivisten, sonder jene Länder, die die Produktion von fossilen Brennstoffen ausbauen. Eine solche Strategie sei moralischer und wirtschaftlicher Wahnsinn. Das Zeitfenster für eine wirksame Klimapolitik schließt sich immer weiter, viel Zeit bleibt tatsächlich nicht mehr. Wenigstens ab 2025 muss deutlich werden, dass die Treibhausgas-Emissionen in Richtung Klimaneutralität immer geringer werden. Die Rede ist von einem weltweiten und wirtschaftsweiten Strukturwandel, von gesamtgesellschaftlichen Verhaltensänderungen. Ein ganzes Kapitel trägt die Überschrift: „ Systemische Transformation.“

Hier wird betont, dass auch die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2.0°C rasches Handeln und tiefgreifende Maßnahmen erfordert. „ Wir stehen an einem Scheideweg.Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern“, sagte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee. Es sei so etwas wie eine Revolution für eine aktive Klimapolitik notwendig. Ohne sofortige und tiefgreifende Reduktion der Emissionen über alle Bereiche hinweg wird es unmöglich sein sogar unter 2.0° C zu bleiben. Die Treibhausgas-Emissionen pro Kopf und Jahr ergeben für einzelne Länder sehr unterschiedliche Werte. Ganz oben stehen Katar und die Vereinigten Emirate mit rund 19 Tonnen, bei den USA. Kanada und Australien sind es rund 15 t. Deutschland liegt bei 8,0 Tonnen pro Einwohner, aufgeschlossen hat China in gleicher Größenordnung. Bei Frankreich sind es nur 4,5 Tonnen pro Einwohner, hier spielt die Energiegewinnung aus Atomkraft eine Rolle.

Die Gesamtemission pro Land wird mit 11,3 Milliarden Tonnen pro Jahr von China angeführt, danach folgen die USA mit 5,5 Milliarden und Indien mit 2,6 Milliarden Tonnen, Russland mit 1,8 und bei Deutschland sind es 0,75 Milliarden Tonnen. Damit beträgt der Anteil Deutschlands 2% der weltweiten Emissionen. Das hört sich wenig an, trotzdem kommt Deutschland als technologisch hoch entwickeltes Land eine besondere Verantwortung für den Klimawandel zu. Das größte Potential zur Senkung derTreibhausgase liegt in einem grundlegenden Wandel des Energiesektors. Der Einsatz sogenannter fossiler Brennstoffe, wie Kohle, Erdgas, und Erdöl muss drastisch reduziert werden. Dafür müsse eine breit angelegte Elektrifizierung mit „grüner Energie“ voran getrieben werden. Daneben Maßnahmen der Energieeinsparung und Energieeffizienz. Bei den Möglichkeiten steht die Solarenergie an vorderster Stelle, gefolgt von Windkraft. Die Anteile von Kernkraft, Geothermie und Wasserkraft sind weniger bedeutsam. Der IPCC-Bericht geht dann genauer auf sektorielle Bereiche ein, wie Landwirtschaft/Forstwirtschaft, Industrie, Verkehr und Siedlungen. Die Industrie könnte durch verbreiteten Einsatz der bereits heute verfügbaren Technologien den Energieverbrauch um ein Viertel gegenüber dem aktuellen Niveau senken. Durch technologische Entwicklungen zur Verbesserung der Energieeffizienz sind weitere 20% möglich.

Ein ganz wesentliches Ziel besteht darin, der Atmosphäre den Überschuss an CO2 zu entziehen. Dabei ist die Natur selbst der wichtigste Helfer. Das kann durch großangelegte Aufforstungen geschehen, auch Renaturierungen von Brach- /Grünflächen innerstädtisch und im Umfeld von Siedlungen sind von Nutzen. Natürlich sollten weitere Entwaldungen unterbleiben. Ein nicht unerheblicher Faktor in der künftigen Klimapolitik ist der Privatsektor mit Blick auf das Konsumverhalten und Ernährung. Das sollte von jedem Bürger kritisch überdacht und ggf. geändert werden. Für Siedlungsbereiche wird ein ganzer Katalog von möglichen Maßnahmen angeführt. Mehr öffentlicher Verkehr, energetische Sanierung von Gebäuden, effizientere Beleuchtung, stromsparende Geräte oder Photovoltaik auf dem Dach und Neubauten mit dem höchsten Energiestandard errichten. In nicht wenigen Gemeinden ist das Thema Klimaveränderung und Klimaanpassung sträflich vernachlässigt worden. Steigende Energiepreise, die auch noch aktuell durch einen brutalen und verbrecherischen Krieg befördert werden, machen deutlich, dass die Zeit des Abwartens und Nichtstun vorbei sein muss. Kommunale Klimapolitik ist kein überflüssiger Luxus, sondern eine zwingende Notwendigkeit.

J.Fritzsche