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Klimanotstand ante portas ?

m Jahr 2006 hatte der Engländer Nicolas Stern und Mitarbeiter einen Bericht zu den wirtschaftlichen Aspekten des Klimawandels vorgestellt (Stern-Report) und erregte damit große Aufmerksamkeit. Der Bericht beinhaltete eine Prognose, wie sich die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen darstellen, wenn sich die globale Erwärmung nicht stoppen lässt und sogar noch als sich selbst unterhaltendes System weiter an Fahrt gewinnt. Im Endpunkt dieser Prognose wären fast 25% des Bruttosozialprodukts erforderlich gewesen, um die klimatischen Schäden zu beheben. Was damals noch von vielen als Horrorszenario belächelt wurde, ist durchaus vorstellbar, da die Schadensbilanz der derzeitigen globalen Erwärmung um 1° Celsius seit Beginn der fortlaufenden Temperaturaufzeichnung seit 1880 sogar schon die Prognosekurve des Kern-Reports übertroffen hat. Folgerichtig ist von der Vorgabe, eine globale Erwärmung um 2° Celsius sei noch verkraftbar, abgerückt worden und der Grenzbereich auf 1,5° herab gesetzt worden.

Bei dem Tempo der derzeitigen Klimaveränderung wäre dieses Ziel nur durch eine gewaltige Kraftanstrengung in allen gesellschaftlichen Bereichen möglich. Und eine Erkenntnis wurde auch noch vermittelt. Die finanziellen Aufwendungen für effektive Maßnahmen gegen die Klimaveränderung würden nur einen Bruchteil dessen ausmachen, was an Schadenskosten entsteht, wenn nichts oder zu wenig getan wird. Kann es überhaupt noch möglich sein diese 1,5°-Grenze einzuhalten ? Wohl kaum ! Aber deutlich unter 2° Celsius sollte es schon sein. Große Städte wie San Franzisko (USA), Plymouth (GB), Basel (CH) und auch Konstanz als erste Stadt in Deutschland haben bereits den Klimanotstand ausgerufen. Die politisch Verantwortlichen taten dies nicht, weil schon ein Notstand besteht, sondern im Hinblick auf eine kommende krisenhafte Klimasituation. Die dabei verfassten Resolutionen sollen aufrütteln und Aufmerksamkeit für das Thema erzeugen. Es bedarf ehrgeiziger Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Viehhaltung, des Privatsektors und lokaler Gemeinschaften. Auch in diesen Städten war erkennbar, dass der Ernst der Klimaproblematik in weiten Teilen der Bevölkerung noch garnicht angekommen ist. Noch immer gibt es Bürger, die davon überzeugt sind, dass es einen menschengemachten Klimawandel nicht gibt. Da sind die Kinder und Jugendlichen der „Fridays for Future“-Bewegung mit ihrem Erkenntnisstand und der Sorge um ihre eigene Zukunft schon wesentlich weiter. Gerade in dieser Bewegung besteht die Hoffnung, dass sie weiter n Kraft gewinnt und weitere Teile der Bevölkerung erfasst.

Jürgen Fritzsche