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Jeder Baum zählt

Die letzten 10 Jahre waren die wärmsten seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnung von Wetterdaten. Die Auswirkungen dieser Klimaveränderungen konnten auch die Brandenburger mit aller Deutlichkeit spüren.

Sommerliche Hitzeperioden, Trockenheit, Dürre und Ernteausfälle, Waldbrände und permanente Zunahme klimabedingter Waldschäden. Angesichts der weltweiten Zunahme von klimabedingten verheerenden Sturmkatastrophen und Überschwemmungen dürfte klar sein, dass weitere Migrationswellen die Folge sein werden. Deshalb hat eine wirksame und nachhaltige Klimapolitik allerhöchste Priorität. Ergebnisse der Staaten werden im November bei der nächsten Klimakonferenz in Glasgow präsentiert und man sollte hoffen, dass alle Staaten auch willens sind, ihre Anstrengungen zum Klimaschutz zu verstärken. Ein großer Störfaktor ist mit der Abwahl von D.Trump als USA-Präsident nicht mehr vorhanden, aber leider war und ist er nicht der Einzige, der eine menschheitsverursachte Klimaveränderung leugnet. Das sollte alle anderen Länder nicht davon abhalten, das Ziel, die globale Erwärmung auf möglichst unter 1.5 Grad zu halten, mit aller Konsequenz anzugehen. Bei Betrachtung der jetzt schon stattgehabten Klimafolgen, kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen auf den Globus zukommen,wenn die globale Erwärmung 1,5 Grad oder mehr erreicht. Was ist zu tun ? Zur Rettung des Klimas müssen Menschen weniger CO2 freisetzen, sowie weniger Kohle und Öl nutzen. Die effizienteste Maßnahme aber bietet die Natur selbst. Einer Studie zufolge kann der Klimawandel durch nichts so effektiv bekämpft werden wie durch Aufforstung. Bäume zu pflanzen, habe das Potential, zwei Drittel der bislang von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen aufzunehmen. Das haben Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich errechnet. Die Forscher haben aufgezeigt, wo auf der Welt neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie speichern würden. Die Erde ist derzeit mit 5,5 Milliarden Hektar Wald bedeckt. Die Wissenschaftler der ETH Zürich halten eine Neubepflanzung von bis zu 1.8 Milliarden Hektar für möglich. Es geht vor allem um ehemals intakte, aber heute zerstörte Ökosysteme, so die Wissenschaftler der ETH. Mit Abstand die meisten Flächen für Aufforstung haben demnach Russland, gefolgt von USA, Kanada, Australien, Brasilien und China. Die neuen Wälder könnten 205 Milliarden Tonnen CO2 speichern, wenn sie heran gewachsen sind. Eine Reihe von gemeinnützigen Vereinigungen sammeln Spenden für Baumanpflanzungen in Deutschland und in aller Welt. Das sind z.B. „Grow my tree“, „Plant for the Planet“, „Primaklima“ oder „Naturefund“. Es hat sich gezeigt, dass die Spendenbereitschaft von Jahr zu Jahr größer geworden ist. Das ist ein gutes Zeichen !

Durch das Klima geschädigter bayrischer Fichtenwald ((c) Felix Mittermeier)

Die Forscher der ETH haben bei ihren Berechnungen bewusst Städte und landwirtschaftliche Flächen ausgespart. Und doch besteht hier ebenfalls ein großes Potential für die Bindung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre mit Bäumen straßenbegleitend, in Parkanlagen, in Gärten oder auch mit der Renaturierung von Feldwegen. Der Zustand besonders der Straßenbäume ist vielerorts nicht gerade rosig. Der bestehende Baumbestand steht unter Klimastress, ist anfällig für Krankheiten geworden und z.T. abgestorben. Noch immer werden mehr Bäume gefällt, als nachgepflanzt. Bei Neupflanzungen oder Nachpflanzungen sollte selbstverständlich sein, dass klimaresistente Bäume gepflanzt werden und Baumpflege in der Anwachsphase Pflicht ist. Jeder Baum speichert bei normalem Wachstum etwa 22 kg Kohlenstoff pro Jahr. Das ist nicht viel, gemessen an den 9600 kg, die jeder Bürger in Deutschland pro Jahr verursacht. Das heißt nicht, dass jeder Bürger das persönlich verursacht, sondern es ist eine rechnerische Größe aus Gesamtheit der CO2-Emissionen des Landes. Trotzdem ist jeder Baum ein kleiner Baustein, um den Klimafolgen zu begegnen. Viele Bäume, nicht nur im Wald, auch in den bewohnten Städten, haben dann schon eine beachtliche Wirkung. Seit Jahren wird untersucht, welche Bäume sich als Stadtbäume und Parkbäume den Bedingungen des Klimawandels am besten anpassen. Dabei ist vor allem wichtig, wie die Bäume Trockenheit und Hitze vertragen. Aus allen Untersuchungen haben sich Favoriten heraus geschält, die inzwischen von Baumschulen ausdrücklich als „Klimabäume“ angeboten werden. Neben der schon häufig gepflanzten Silberlinde, sind das beispielsweise Dreispitzahorn, Purpurerle, Kanadischer Rotdorn, gefülltblühende Vogelkirsche, schmalkronige Stadtulme oder auch der Säulenfächerbaum (Gingko biloba). Gerade der letztgenante hat sich als Klimabaum besonders hervor getan. Insgesamt lässt sich im Baumsortiment unter etwa 60 verschiedenen Bäumen eine Auswahl für Klimabäume treffen.

Eines muss trotzdem betont werden, und das sagen auch die Forscher der ETH : Eine Aufforstung kann trotz allen Potentials nur eine von vielen Maßnahmen sein. Eine rasche Abkehr vom fossilen Wirtschaftsmodell ist notwendig und kann mit Hilfe eines sektor-übergreifenden CO2-Preises am besten erreicht werden. Dazu soll auch die ab diesem Jahr erhobene CO2-Bepreisung von Heizöl, Gas und Kraftstoff dienen mit 25 EUR pro Tonne für 2021. Anstieg der Bepreisung bis 2025 auf 55 EUR. Da die Unternehmen den Mehrpreis an den Kunden weiter gibt, hat der Gesetzgeber eine Entlastung der Verbraucher an anderer Stelle vorgesehen. Und ein Teil der Mehreinnahmen soll in Klimaschutzmaßnahmen fließen.

In Norwegen ist bei der CO2-Bepreisung ein wesentlich höherer Betrag fällig. Das sind derzeit 57 EUR mit Anstieg auf 195 EUR bis zum Jahr 2030. Das soll nicht ein Vorbild für Deutschland sein – muss es auch nicht. Die bis 2025 ansteigende CO2-Bepreisung sollte schon genügend Druck erzeugen, damit die Wirtschaft forciert klimaneutral wird.

Ein Schlüssel für eine erfolgreiche oder nicht erfolgreiche Klimapolitik jedoch ist und bleibt, wie auf kommunaler Ebene mit den Problemen und Folgen der bestehenden Klimakrise umgegangen wird. Viele Kommunen haben sich in den vergangenen Jahren ein „Integriertes Klimaschutzkonzept“ (IKSK) erarbeiten lassen und haben damit eine Richtschnur für politisches Handeln in der Hand. Wie sieht es im Amt Schlaubetal in dieser Hinsicht aus ? Man darf es vielleicht wohlwollend so umschreiben: Von den politisch Handelnden ist noch nicht ausreichend wahr genommen worden, dass wir uns schon mitten in einer sich verstärkenden Klimakrise befinden und dass im November 2019 das Europäische Parlament für Europa den Klimanotstand ausgerufen hat. Das sollte eigentlich das ultimative Signal für eine konsistente kommunale Klimapolitik sein. Wann sollte damit begonnen werden ? Möglichst bald !!

Jürgen Fritzsche