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Klimakonferenz Glasgow 2021

Hitzeperioden, Dürre, Waldbrände, orkanartige Stürme, sintflutartige Regenfälle und Überflutungen machten deutlich, dass der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen im vollen Gange ist. Und das schon bei nur einer globalen Erwärmung von nur 1, 2° Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit. Das machte aber auch deutlich, dass das beim Pariser Klimaabkommen 2015 ausgegebene Ziel, die globale Erwärmung auf maximal 2° Celsius zu begrenzen, doch zu hoch angesetzt ist. Die von Versicherungsunternehmen allein für durch solche Wetterextreme ermittelten Sachkosten für das Jahr 2021 lagen bei nahezu 300 Milliarden Dollar. So waren die Erwartungen für die Klimakonferenz Oktober/November 2021 im schottischen Glasgow hoch geschraubt, um endlich verbindliche und wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu beschließen. Diese Konferenz sollte schon 2020 stattfinden, war aber wegen der Coronapandemie um ein Jahr verschoben worden. Teilgenommen hatten fast 200 Nationen, die sich dann erst nach Verlängerung der Konferenz auf eine Abschlusserklärung einigen konnten. Was hat diese Klimakonferenz gebracht ? Sind die Erwartungen erfüllt worden ? Die Meinungen dazu sind sehr gemischt. Von Verhandlungsführern wird betont: Es war nicht mehr möglich. Für Umweltverbände und Klimaaktivisten steht fest: Diese Vereinbarungen reichen nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Und dieses Ziel heißt – darin sind sich alle einig gewesen – Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5° Celsius bis 2050. Als ein gutes Signal war zu werten, dass China und die USA als größte Emittenten von CO2 ihren Willen bekundeten, die Anstrengungen deutlich zu erhöhen, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem wollen sie die Zusammenarbeit mit anderen Staaten in dieser Thematik intensivieren. Das für 2050 ausgegebene Ziel soll in mehreren Stufen und Schritten erreicht werden. So sind auch vielen Ländern Einzelverpflichtungen abgerungen worden. Aus der Kohleverstromung wollen 190 Länder aussteigen, 40 Länder wollen die Finanzierung die Finanzierung fossiler Energieträger im Ausland beenden, 110 Länder wollen bis 2030 den weltweiten Verlust der Wälder stoppen und 105 Länder wollen bis 2030 den Ausstoß von Methan um 30 % senken. Auch auf Gesundungen von Ökosystemen, wie Moore und Wälder, wurde Bezug genommen. Die Bundesrepublik hat sich das Ziel gesetzt bis 2030 Treibhausgasausstoß um 65 % zu senken und bis 2038 des Ausstieg aus der Kohle zu schaffen. Die Klimaneutralität ist bis 2045 das erklärte Ziel. Viele Klimaexperten glauben nicht daran, dass mit den Vereinbarungen von Glasgow das 1,5°-Ziel bis 2050 erreichbar ist. Selbst bei deutlich erhöhten Anstrengungen würde höchstens eine Begrenzung auf 1,7° globale Erwärmung möglich sein und bis zum Ende des Jahrhunderts seien 2,4° erwartbar. Und das ist sogar noch eine optimistische Annahme. Das liegt vor allem daran, dass einige Länder wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen, wie z.B. Indien, das erst 2070 den Ausstieg aus der Kohleverstromung schaffen will. Auch für Deutschland, das so gern als Vorreiter in der Klimapolitik dastehen möchte, ist die Realität eine andere. Die CO2-Emisssionen sind in 2021 gegenüber 2020 sogar wieder angestiegen. Der Transformationsprozess zu einer klimafreundlichen Energiegewinnung stockt an vielen Stellen und auch der Umstieg auf E-Mobilität geht nur schleppend voran. Der Fleischkonsum ist zwar gesunken, aber immer noch viel zu hoch. Ein Tempolimit auf Autobahnen scheitert an einer Partei, die für „ Freie Fahrt für freie Bürger“ steht. Aber auch das Konsumverhalten der Bürger, klagefreudige Bürger und Bürgerinitiativen mit Widerstand gegen alles, was mit Umstieg auf eine klimaneutrale Energiegewinnung zu tun hat und fehlende Klimapolitik auf kommunaler Ebene sind ein ernstes Hindernis zum effektiven Klimaschutz. Das sind nur wenige Beispiele, die aber für Optimismus in der Klimapolitik wenig Platz lassen. In anderen Ländern sind die Probleme noch viel gravierender. Auf eine Problematik muss sich die Gesellschaft ohnehin einstellen: Der Transformationsprozess zur Klimaneutralität kostet viel Geld, aber die Kosten für die Beseitigung der Folgen der Klimaextreme sind noch wesentlich höher, betragen wahrscheinlich sogar ein Vielfaches. Auch der Verlust von Küstenregionen und weitere Migrationswellen sind vermutlich nicht mehr vermeidbar. So möchte man nun erwarten, dass wenigstens das in Glasgow von allen Teilnehmern Beschlossene auch konsequent angegangen wird. Eine Kontrolle dazu soll in kürzeren Abständen regelmäßig stattfinden. Fest steht wohl auch, dass die Klimabewegungen, wie „fridays for future“ weiterhin Druck auf die Politik und die Gesellschaft machen müssen, damit für die Minderung der globalen Erwärmung greifbare Ergebnisse zustande kommen.

Jürgen Fritzsche