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Plastikvermüllung der Meere

Eine Welt ohne Kunststoffprodukte ist für uns schon nicht mehr vorstellbar. Kunststoffe begegnen uns überall im täglichen Leben, das fängt schon bei der Zahnbürste an. Weltweit werden jährlich über 350 Millionen Tonnen Plastik produziert, Tendenz noch immer steigend. Den Siegeszug begannen die Kunststoffe im Jahr 1912 als der deutsche Chemiker Fritz Klatte das von ihm hergestellte Polyvinylchlorid (PVC) zum Patent anmeldete. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte folgten weitere, z.B. Polystyrol, Polyacryl, PET, Nylon, Silikon oder Polyethylen. Abnehmer für Kunststoffprodukte sind vor allem die Verpackungsindustrie (40%), Baubranche (20%) und Automobilindustrie (9%). Deutschland war lange Zeit Spitzenreiter in der absoluten Menge produzierter Plastikstoffe, ist dabei aber von China überholt worden. Trotzdem ist Deutschland in der pro Kopf-Produktion nach wie vor Spitzenreiter.

So toll und schön und angenehm das Leben mit den neuen Kunststoffen geworden ist, so haben sich in ihrem Gefolge Nebenwirkungen ergeben, die man durchaus als dramatisch bezeichnen kann. Nach Erhebungen des WWF (World Wide Fund for Nature) landen jährlich etwa 10 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. Dabei 20 % direkt von Schiffen oder durch verloren gegangene Fischereinetze, aber 80% kommen vom Land. Und dabei sind als große Sünder die Länder zu nennen, in denen eine organisierte Müllabfuhr und Mülltrennung nicht funktioniert. Diese Überbleibsel der Wegwerfgesellschaft kosten etwa 100.000 Meeressäugern und 1 Million Meeresvögeln das Leben. Die Tiere verhungern mit vollen Mägen, weil sie Plastikteile als vermeintliche Nahrung aufgenommen hatten, die ihren Verdauungstrakt verstopft haben. Plastikteile sind bei 93% in Mägen von Eissturmvögeln gefunden worden, gleichartige Funde bei Schildkröten und Walen. Ein anderes Problem ist ebenso gravierend. Bei der langsamen Zersetzung der Plastikteile werden giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe freigesetzt, die sich in tierischen Organismen anreichern und so mit gefangenen Fischen zum Schluss auf unserem Teller landen.

Welche Ausmaße Plastikvermüllung annehmen kann, ist bisweilen durch Fernsehbilder dokumentiert, in denen wabernde Plastikteppiche in Meeresbuchten oder Strände, übersät mit Plastikmüll zu sehen sind. Der wirtschaftliche Schaden, der hiermit ausgelöst wird ist enorm. Ein besonderes Phänomen sind sogenannte Müllstrudel der Ozeane. Hydrographische Wirbel sammeln hier gigantische Müllteppiche an. Der bekannteste Müllstrudel ist der „Great Pacific Garbage Patch“ zwischen Hawai und Kalifornien. Die Reaktion der Staatengemeinschaft auf die zunehmende Vermüllung der Meere waren internationale Verträge zur Rettung der Meere, auch die EU hat reagiert und eine „Meeresstrategie Rahmenrichtlinie“ auf den Weg gebracht. Die Bundesrepublik ist mit der Einführung von gelber Tonne bzw. gelbem Sack schon fast ein Musterknabe in Sachen Mülltrennung und Plastikrecycling, auch im europäischen Verbund. Für eine Ordensverleihung besteht allerdings noch kein Anlass. Dazu müsste deutlich mehr getan werden, damit Plastikmüll in dieser Menge garnicht erst entsteht (Verpackungsmaterial !) Und leider gibt es auch nicht wenige Bürger, die Kunststoffabfälle einfach in der Umwelt entsorgen, angefangen beim Zigarrettenfilter. Zunehmend wird auch Mikroplastik (Partikelgröße bis 5 mm) immer problematischer, weil das z.B. in Kosmetika oder Cremes beigefügt ist. In Klärwerken können diese Partikel nur teilweise heraus gefiltert werden, der Rest landet über die Flüsse im Meer.
Von Greenpeace kommen 10 einfache Tipps, hier nur die Überschriften zu den Tipps:

  1. Naturprodukte statt Kunstfasern

2. Unnötiges Plastik reduzieren

3. Aufräumen – Weg mit dem Müll

4. Bei Kosmetik auf Inhaltsstoffe achten (Polypropylen, Polyethylen)

5. Mit Rucksack, Korb, Stofftasche einkaufen

6. Zeit nehmen – statt „To Go“

7. Die Macht als Kunde nutzen

8. Sogenanntes „Bioplastik“ vermeiden

9. Müll sammeln und trennen

10. Reparieren, umgestalten, upcyceln

Im Jahr 2010 wurde vom NABU eine Initiative ins Leben gerufen unter der Bezeichnung „Meer ohne Plastik“. Zwei Jahre später wurde daraus die Initiative „Gewässerretter“ zusammen mit dem
Deutschen Kanuverband, dem Deutschen Seglerverband und dem Verband Deutsche Sporttaucher. Angeschlossen hat sich später noch der Deutsche Ruderverband. In vielen Aktionen wurde Müll aus den Gewässern und Uferbereichen entfernt. Informationen sind unter www.Gewässerretter.de abrufbar.

Jürgen Fritzsche