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Klimafolgen

Eigentlich besteht schon allgemeine Kenntnis darüber, dass Wetterextreme mit Hitze, Dürre, heftige Stürme und Überflutungen im Gefolge der Klimaveränderungen immer häufiger und verheerender werden. Darauf haben die Klimaforscher schon seit mehreren Jahrzehnten hingewiesen. Das ist in den IPCC Berichten des Weltklimarates und auf einer Reihe diesbezüglicher Fachkongresse ausreichend diskutiert worden. Immer ging es dabei auch um die entscheidenden Fragen: Wie können wir die Erwärmung des Globus begrenzen und was können wir zur Begrenzung der Klimafolgen tun. Die diesjährigen Wetterextreme kommen somit nicht völlig unerwartet. Soweit eine nüchterne Aussage zu der weiter fortschreitenden Klimaveränderung.


Dahinter steht nun aktuell eine Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz, die in diesem unvorstellbar verheerenden Ausmaß nicht vorhersehbar war. Das schreckliche Drama offenbart sich mit über 500 Toten und deren trauernden Angehörigen, in der Zerstörung von Existenzen, Verlust von Hab und Gut und den gewaltigen Schäden der Infrastruktur. Der Wiederaufbau wird lange Zeit in Anspruch nehmen und hohe Kosten verursachen. Die Menschen dort sind auf viel Hilfe und Solidarität angewiesen. Insofern ist sehr zu begrüßen, dass die Ministerpräsidenten aller neuen Bundesländer sofort Hilfe signalisiert haben, sowohl finanziell, technisch und materiell. Sicherlich auch eingedenk der überragenden Hilfe aus den westlichen Ländern beim Oderhochwasser 1997 . Es waren damals auch sehr, sehr viele Privatpersonen, die gespendet haben. Das sollte auch in 2021 aus den östlichen Ländern möglich sein.


Bei der Betrachtung der diesjährigen Klimaextreme fragt man sich unwillkürlich, wieso es immer noch Bürger gibt, die eine menschheitsverursachte Klimaveränderung als Hirngespinst ansehen, die renommierte Klimaforscher als „Pseudowissenschaftler“ diffamieren, die eine Greta Thunberg und die Jugendbewegung „fridays for future“ als politisch instrumentalisiert disqualifizieren. Angefeuert von einer sehr rechtslastigen Partei mit der Aussage „Klimaveränderungen gab es schon immer, damit muss man sich abfinden“, werden Maßnahmen gegen die Klimaveränderung und für eine Minderung der Klimafolgen abgelehnt.


Kritik ist trotzdem angebracht. Trotz der auf gesicherten und validen Erkenntnissen beruhenden Mahnungen der Klimaforscher ist in letzten Jahrzehnten zu wenig für den Klimaschutz getan worden. Immer war die Sorge um die schwarze Null und das Wirtschaftswachstum der Bremsklotz, der vor allem aus dem Wirtschaftsministerium eine bessere Klimapolitik verhinderte. Dass jetzt im Zusammenhang mit der Flutkatastrohe die Bremser und Verhinderer sich plötzlich wie Klimapioniere präsentieren, darf schon die Frage nach der Glaubwürdigkeit aufkommen lassen. Eines muss der Ehrlichkeit halber aber auch gesagt sein: Auch wenn schon seit Jahrzehnten wesentlich mehr für den Klimaschutz getan worden wäre, es hätte nur dazu gereicht, die Schadensbilanz bei dieser Flutkatastrophe geringer ausfallen zu lassen.


In Vorschau auf mögliche jährliche Kosten für Klimafolgen, gab schon der Report eines britischen Wissenschaftlers einen Hinweis. Hierbei wurde prognostiziert, wie sich die Kosten bis 2100 entwickeln, wenn die Erderwärmung ungebremst so weiter geht. In dem Endpunkt dieser Prognose hätten 20-25% des BIP dafür aufgebracht werden müssen. Ernst zu nehmende Wissenschaftler und auch verantwortungsbewusste Politiker ( bitte nicht Trump oder Bolsonaro dazu rechnen ) sind sich einig, dass für Klimaschutz und Vermeidung der Klimafolgen am wirksamsten über eine CO2-Bepreisung erfolgt. Das würde am ehesten dazu führen, dass CO2-Emissionen reduziert werden. Die wissenschaftliche Grundlage dafür lieferten die Arbeiten von William Nordhaus und Paul M.Romer, die dafür 2018 den Nobelpreis erhielten.


Wie sieht es mit den Klimafolgekosten aus ? Mit umfänglichen Berechnungen für die Wirtschaft, Landwirtschaft, Gesundheitswesen etc. verursachte 1 Tonne emittiertes CO2 im Jahr 2020 rund 195 EUR. Hochgerechnet auf die CO2-Emissionen im Jahr 2020 in Deutschland sind es rund 158 Milliarden EUR . Das ist schon wenigstens ein leichter Rückgang gegenüber 2016, in dem 164 Milliarden EUR errechnet wurden. Das dürfte in diesem Jahr jedoch als Folge der Flutkatastrophe wieder deutlich überschritten werden.


Eines steht auch fest: Klimaschutz kostet nicht wenig Geld, aber nichts zu tun und der Klimaveränderung seinen Lauf lassen, verursacht ein Mehrfaches an Kosten. Es liegt letztendlich in der Verantwortung aller Bürger das Mögliche zu tun, um für unsere Kinder und Enkelkinder eine lebenswerte Natur und Umwelt und ein erträgliches Klima zu bewahren. Das ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe !

Jürgen Fritzsche